Musizierpraxis mit Kindern

 

Wieso es die Kinder toll finden, wenn der Lehrer/die Lehrerin ebenfalls mitspielt:

  • Musik ist dann am sinnvollsten, wenn sie aus einer Zusammenarbeit heraus entsteht
  • Zusammen musizieren ergibt ein Gefühl des Zusammengehörens
  • Die Schüler mögen es, wenn der Lehrer in gewissen Fächern aus seiner Lehrerrolle herausschlüpft und sich ebenfalls aktiv am Geschehen beteiligt
  • Indem der Lehrer mitspielt (oder vorspielt), zeigt er, dass man auf einem Instrument auch dann spielen und vorspielen kann, wenn man es nicht perfekt beherrscht; dass es ein Hilfsmittel sein kann, um Melodien zu erlernen, Rhythmen zu üben, hohe von tiefen Tönen unterscheiden zu lernen; dass man zu gesungener und gespielter Musik tanzen kann, usw.
  • Die Schüler spüren, dass der Lehrer/die Lehrerin bereit ist, etwas recht Persönliches von sich herzugeben: Es ist eine ganz andere Sache, vor den Schülern zu stehen und eine Mathe-Aufgabe zu erklären, oder, vor ihnen zu stehen und ihnen ein Lied vorzuspielen (oder gar vorzusingen): Wer das schon mal probiert hat, weiss, wovon ich spreche.
  • Viele unserer Schüler besuchen neben der Volksschule noch die Musikschule der Gemeinde. Es gibt keine grössere Motivation für die Kinder, ihre persönlichen Instrumente mit in den Unterricht zu bringen als jene, den Lehrer ebenfalls spielen zu sehen. Erst so kommen die Kinder überhaupt auf die Idee, ihre Instrumente mitzubringen.

Der Instrumentalunterricht in der Lehrerbildung und die Tücken dieses Unterrichts:

In den allermeisten Fällen ist der Instrumentalunterricht an den Lehrerseminarien darauf ausgerichtet, den angehenden LehrerInnen Fertigkeiten auf dem Instrument beizubringen, sowie, Musik in diversen Stilrichtungen spielen (interpretieren) zu können. Ohne diese Fähigkeiten herabmindern zu wollen, können wir sagen, dass sie für die praktische Anwendung des Instrumentes im Primarschulunterricht nicht gerade massgebend sind. Was vielmehr massgebend wäre, ist der praktische Umgang mit dem Instrument:

>    auswendig spielen lernen
>   improvisieren (in allen seinen Varianten)
Möglichkeiten kennenlernen, wie ich mein eigenes Instrument zum Erlernen von Rhythmus einsetzen kann
> Möglichkeiten kennenlernen, wie ich mein Instrument beim Einführen eines neuen Liedes einsetzen kann
> Den Kindern mit Hilfe meines Instruments musikalische Formen und Stilrichtungen vorstellen (Blues, Ragtime, Tango, Menuett, Samba // klassische Musik - Unterhaltungsmusik)
> Vergleich von Dur-Moll (fröhlich-traurig): Wieso die Beispiele ab CD vorspielen, wenn es auch mit dem eigenen Instrument geht?
Unterstufe: Begriffe wie HOCH / TIEF ; SCHNELL / LANGSAM ; LAUT / LEISE ; RUHIG / HEKTISCH ; FRÖHLICH / TRAURIG usw.
> Bewegung zur Musik: Der Lehrer veranstaltet eine Polonaise - die Schüler laufen im Takt der Musik mit (es gibt nur ganz wenige Musikinstrumente, die gleichzeitiges Gehen und Spielen nicht erlauben; das bekannteste unter ihnen ist sicher das Klavier - )

Auf diese Anwendungsbereiche wird in der PrimarlehrerInnen-Ausbildung wenig oder gar nicht eingegangen. Stattdessen steht die musische und künstlerische Ausbildung sehr stark im Vordergrund. Dies mag dem angehenden Lehrer, der angehenden Lehrerin persönlich etwas bringen; - dem Primarschulkind bringt es wenig, weil wir trotz unserer künstlerischen Bildung nicht wissen, wo wir die Kinder "abholen" können.